FC Basel – FC St.Gallen (Entfernung : 166 km)
Über diese Partie könnte man nun trefflich philosophieren. Beispielsweise so: der FCB hatte vor einigen Wochen eine etwas vergleichbare Partie mit dieser hier, als man nämlich Leader GC empfing. Damals hat man an gleicher Stelle hier ziemlich gewaltig pro Basel argumentiert. Das Ergebnis war ein 4:0, in einem Spiel, da später etwa drei Tore als „kontrovers“ erachtet wurden (medienseitig; die eigenen Ansichten darüber nachzulesen im Rückblick zum 16. Spieltag), und in welchem GC dennoch bis zum 2:0 auf Augenhöhe agierte, aber in welchem man natürlich den Tipp unmöglich schlecht reden könnte. Eine gute Begründung damals: wenn ein eigentlicher Favorit gegen einen aktuellen Leader spielt, im eigenen Stadion, aber sogar auswärts gälte es eingeschränkt, dann wird die Konzentration auf ein solches Ereignis fokussiert, um den Nachweis zu erbringen — natürlich zugleich aus tabellarischen Erwägungen –, doch letztendlich das bessere Team zu sein. Hier dementsprechend die Ausgangslage sehr ähnlich.
Nur: irgendwie schmeckt es nicht so richtig. Erneut die Erkenntnis, dass zwar solche Vergleiche wie oben Anhaltspunkte liefern, dass man aber dennoch gezwungen ist, jedes Ereignis höchst individuell anzugehen und so unter die Lupe zu nehmen. Der FCB hat im letzten Spiel nämlich arg enttäuscht, beim 2:3 in Thun. Sie hatten die Führung, haben sich aber nicht geschert darum, nachzulegen, sondern verwaltet, dabei ziemlich viel zugelassen, und als der Ausgleich fiel, liefen sie in Panik nach vorne — und kassierten sogar das 2:3. Das Aufbäumen war da, sicherlich, aber man kann logischerweise mit der Einstellung nicht zufrieden sein.
Auf der anderen Seite hat St.Gallen sehr gut gefallen können. Das hat wirklich imponiert, wie sie gegen Luzern in einem Rauf-und-Runter-Spiel permanent auf den Torerfolg aus waren. Die Stimmung eh überragend, in Kader, Stadion, Umfeld, hat man doch weiterhin das Außenseiterimage als Aufsteiger und weiterhin so gut wie gar nichts zu verlieren. Egal, wie hoch die Trauben angeblich vor Saisonbeginn hingen, nun sind sie greifbar und von der Kaderqualität her erscheint es sogar machbar.
Nein, man möchte sich einfach nicht gegen dieses St.Gallen stellen. Der Markt wird eh nichts besonderes auf Basel ausspucken, insofern bleibt nur das Pass.
Kleine Extrainfo: FCB Keeper Yann Sommer wurde TROTZ der 2:3 Niederlage in Thun zum „Man of the match“ ausgerufen. Irgendwie aberwitzig. Für den Partieverlauf spricht es Bände.
Beide Teams mit je zwei Ausfällen. Bei St.Gallen könnte Cavusevic schmerzlich fehlen.
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FC Luzern – Lausanne Sports (Entfernung : 211 km)
Es fehlen
Luzern: Bento (21, OM, kein Spiel), Leczano (22, OM, 14 Spiele, 2 Tore, 2 Assists), Renggli (32, ZM, 4 Spiele), Sorgic (23, MS, 2 Spiele)
Lausanne: Guié Guié (26, MS, 5 Spiele, 1 Tor), Tall (31, IV, 10 Spiele)
Hier eine ganz gute Gelegenheit, seine Börse — bei entsprechender Risikofreude gepaart mit dem erforderlichen Glück — aufzubessern. Und zwar so: Luzern hat durchaus gefallen, ja, bald schon mehr als das, beim 1:1 in St.Gallen. Sie haben sogar eine kleine Erfolgsserie vorzuweisen, mit vier ungeschlagenen Spielen, wobei unter den Besiegten gar Schwergewichte wie Basel und FC Zürich sind. Sie sind auch als Vizemeister in die Saison gegangen, so dass die Lorbeeren von einst sehr wohl gewichtet werden vom Markt und ihnen ein weiterer Aufstieg in der Tabelle zugebilligt wird.
Genau dies aber die Chance: denn gerade Gegner Lausanne bleibt offensichtlich weiter unerkannt, kann das graue Maus Image einfach nicht ablegen, wird es nicht los, egal, wie gut sie spielen. Und das tun sie wirklich sehr gut. Auch bei ihnen die gleiche Erfolgsserie: vier Spiele ungeschlagen, bei zwei Remisen. Nicht zu erkennen, wo diese Punkterfolge unverdient gewesen sein sollen. Auch YB wurde besiegt, also auch ein Schwergewicht, und das am letzten Wochenende. Lausanne hat man eh ausgemacht, eines Tages mal, als wertvoll im Sinne von Kohle machen, und sie haben sich wacker an die Devise gehalten: schön grau bleiben und punkten.
Also: X oder 2 als Tipp, den Marktgesetzen gehorchend und auf die ausgemachte Qualität des Underdogs vertrauend. Mit 5/10.
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Servette Genf – FC Thun (Entfernung : 191 km)
Es fehlen
Servette: Baumann (26, IV, kein Spiel), Esteban (26, MS, 7 Spiele, kein Tor, kein Assist), Gissi (20, MS, 3 Spiele, kein Tor, kein Assist), Moubandje (22, LV, 9 Spiele), Piccirillo (, Pizzinat (35, ZM, 7 Spiele) (Servette hat mit 28 Spielern einen sehr breiten Kader)
FC Thun: Bigler (20, RV, kein Spiel), Steffen (21, LM, 8 Spiele, 1 Tor, 3 Assists), Schindelholz (24, IV, 4 Spiele) (Thun dagegen nur 24 Mann im Kader)
Hier der nächste kleine Marktfehler im Kalkül: 10 gegen 9. Das schon einmal die Konstellation. Der Abstand bei 7 Punkten. Fett, aber lange nicht zu fett. Falls man nämlich HEUTE damit anfängt, ihn zu verjüngen. Der Lauf bei Servette ausnehmend gut, so gut, wie er bei einem längst beerdigten Tabellenletzten nur gut sein kann. Fünf Spiele, daraus 8 Punkte. Wenn man den Schnitt hält, klettert man etwa auf Rang 6 oder 7 (mit dann etwa 41 Punkten aus 36 Spielen), also klar in die safety-zone. Natürlich Zahlenspielerei, aber doch ist es dem Team zuzutrauen. Eudis glänzte mehrfach als Torschütze und auch sonst fehlt dem Kader wenig vom vorjährigen Kader, mit welchem man auf Rang 4 abschloss. Die Zuschauer sind wieder da, stützen ihr Team (selbst wenn bei dem Fassungsvermögen es immer etwas leer wirkt). Ja, Servette ist im Kommen.
Auf der anderen Seite steht jenes Thun, welches nach der langen Serie der Erfolglosigkeit mit der Deinstallation von Trainer Challandes, ausgerechnet den Meister — und als solcher weiterhin als creme de la creme der Liga anzusehen — niedergerungen hat. Nein, kein Zweifel, die Leistung war Extraklasse, vor allem mit einem Anatole Ngamukol (man erahnt die Pigmentierungsmenge?) in Höchstform, das alles gut und schön. Nur: gegen Basel läuft man meist automatisch drei Schritte mehr, und das bei jedem Lauf. Gegen Basel tritt man an in der Erkenntnis, nichts zu verlieren zu haben und jedes erzielte Tor bereits das Feiern lohnt, ungeachtet des Endergebnisses. Gegen Basel tritt man an mit der Maßgabe: egal, ob nach vorne oder nach hinten: wir sind der Außenseiter, DIE müssen was nachweisen. Eine solche Partie steht aber heute nicht an.
Heute ist wieder schnöder, langweiliger Ligaalltag. Natürlich hat man den Erfolg vorzuweisen, der dem Gegner Respekt einflössen soll. Nur: kommt nicht ausgerechnet der Gegner von einem auswärts 2:0 aus Zürich zurück, wo man beinahe als noch größerer Außenseiter anreiste als Thun daheim gegen Basel? Hat Thun nicht doch das Glück erheblich strapaziert, wohingegen der Auftritt von Servette so souverän war, dass sogar Rolf Fringer danach seinen Hut nehmen musste? „Langweilig“ ist der Alltag auch gar nicht, hat man doch mit einem fest entschlossenen Gegner zu tun, der gerade in dieser Partie alles aufbieten wird, was er kann, um den Abstiegskampf spannend zu gestalten.
Der Tipp lautet: Servette zieht diese Partie. Das gibt einen Heimsieg, und man ist bereit, dafür den Höchstsatz von 10/10 aufs Spiel zu setzen.
Neue Info: Mauro Lustrinelli, gerade erst zwei Wochen im „Amt“ bei Thun, bleibt nicht Trainer. Er verfügt nicht über die erforderlichen Lizenzen, hatte nur kurzfristig übernommen, war zuvor Co von Challandes. Es kommt Urs Fischer (46). Immerhin hatte er eine lange Karriere als Spieler in der Superleague mit über 500 Spielen und 15 Treffern, sowie 4 Länderspielen. Als Coach gewann er mit dem FCZ die Vizemeisterschaft (2010/2011), wurde aber dort am 12.3.2012 entlassen. Seitdem frei.
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Young Boys Bern – FC Sion (Entfernung : 155 km)
Es fehlen
Young Boys: Spycher (34, LV, 9 Einsätze, 1 Tor), Benito (36, TW, kein Spiel), Simpson (29, Sturm, kein Spiel), Veskovac (26, IV, 8 Spiele, bis 1.1.2013 verletzt), Vitkieviez (27, RM, 13 Spiele, 1 Assist) (Merkwürdig, dass Bobadilla nicht aufgeführt ist; Rot hat er aber gesehen am letzten WE und eine Tätlichkeit war es auch)
Sion: De Oliveira, Vanczak (29, RV, 15 Spiele, 1 Tor, gesperrt), Yoda (24, LA, 1 Spiel)
Das Gefühl, noch vor dem Mittwochsspiel von YB: Sion holt hier etwas. Sie haben einen starken Kader, das ohne Frage, sie haben einen überragenden Leo in ihren Reihen, und sie haben sich zuletzt auch deutlich wieder gefangen. Immerhin steht nun eine Serie von 7 Spielen ohne Niederlage da, und die kann man kaum zum „zufällig“ geschweige denn „glücklich“ abstempeln. Nicht alle Partien Sahne, nur, bitte, wer hat denn in der Liga derzeit Konstanz zu bieten? Die hinten punkten, die gut eingestuften geben ab, es sieht so aus, als ob derzeit alle gleich gut sind, denn jeder kann ja auch jeden schlagen (Servette den GC, Thun den FCB, Lausanne YB etc.). Da erhält eine solche Serie bald noch mehr Gewicht.
Und YB? Zunächst einmal steht Donnerstag wieder ein Partie an. Man steht zwar in der Gruppe auf 3, hinter Anschi und Liverpool, hat aber im Heimspiel die Riesenchance, es mit einem Sieg zu biegen. (Wie es aussieht, könnte es in der Gruppe zu der Sonderkonstellation kommen, dass alle drei vorne die gleiche Punktausbeute haben, mit jeweils 10 Punkten, falls Liverpool gegen Udine gewinnt. Dann zählt der direkte Vergleich. In jenem hätte YB eine schlechte Bilanz, da sie gegen Liverpool daheim 3:5 verloren haben, dort ein 2:2, und bei Anchi verloren, also selbst mit einem Sieg könnte es sein, dass sie rausfliegen; andererseits hat Udine auch eine theoretische Chance, wenn nämlich YB verliert und sie gegen Liverpool gewinnen; dann hätten drei Teams 7 Punkte und es käme dort auf den direkten Vergleich an, zu dem man jetzt keine Lust hat). Also doch keine rechte Chance? Na, spielen wird man auf jeden Fall und wie soll man derzeit die Meisterschaft in den Fokus nehmen? Weiterhin dürfte Raul Bobadilla extrem vermisst werden, da er einfach Stürmer Nummer 1 ist, und das mit einigem Abstand. Überhaupt die Serie ja miserabel, mit nur zwei Punkte aus den letzten fünf Spielen. Was nützt da ein Potenzial? Noch weniger aber Spielergehälter oder Marktwerte: es läuft einfach nicht.
Zunächst einmal also 5/10 auf Sion, X oder 2.
Die Young Boys haben das Nachtragsspiel mit 2:1 gewonnen gegen den FC Luzern. Ändert nichts an dem Wettvorschlag.
Weiterhin: Sion hat eine ganz gute Chance, auf Platz 1 zu überwintern (denn dies ist die letzte Runde). Sie sind zwei Punkt hinter GC, haben aber das bessere Torverhältnis, und einen Punkt hinter St.Gallen. Falls also GC das Stadtderby nicht gewinnen sollte, zugleich St.Gallen nicht in Basel gewinnt — worauf man sicher in beiden Fällen eine gute Chance sieht –, so könnte man dieses Traumziel mit einem eigenen Sieg erreichen. Sicher eine zusätzliche Motivation.
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Grasshoppers Zürich – FC Zürich (Entfernung : 0 km)
Es fehlen
GC: Coulibaly (24, RM, 1 Saisonspiel), Mustafi (22, MS, 4 Saisonspiele, seit 20.11. verletzt, zur Rückrunde fit), Abrashi (22, DM, 11 Saisonspiele, 2 Tore, 1 Assist, seit 20.11. bis 1.12.), Lang (21, IV, 16 Saisonspiele, 1 Tor, 2 Assists, ab 20.11. bis 1.12.)
FCZ: Benito (20, LV, 12 Spiele, Kreuzbandriss, fällt bis Ende Dezember aus), Goncalves (20, RV, 7 Spiele, fällt bis Januar aus), Chikhaoui (26, OM, im Aufbautraining, seit Juni verletzt)
Ohne alle abseitigen Erwägungen wäre der Fall klar: GC ist dran mit einem Sieg. Sie haben sich gar nicht viel zuschulden kommen lassen. Das 1:1 in Sion eher ein Erfolg, die Niederlage in Basel davon zu hoch. Davor die wahre Schwächephase mit dem 1:1 gegen Lausanne und dem 0:2 bei Servette (aber, siehe oben, was man von den beiden hält, und irgendwann waren halt auch mal Rückschläge fällig, so ist es einfach). Nein, sonst gefällt einem GC weiterhin und man würde sie gerne wieder stützen.
Zugleich der FCZ mit dem spielerischen Offenbarungseid. Das Gefühl sagte ganz klar: mit so einem Auftritt forciert man den Trainerrauswurf. Auch der Trainer spürte es wohl, denn diese Äußerung nach dem Spiel auf die Frage, ob er davon ausgehe, dass er bleiben würde, zu sagen, es wäre ihm gleich, kann man eigentlich nur so auffassen, dass die Spatzen es längst von den Dächern pfiffen. Es war die letzte Partie, falls sie nicht gewonnen wird, aber dafür haben die Spieler ja gesorgt.
Da es zusätzlich ein Derby ist, und zwar ein richtiges, klassisches, sollte man unter den gegebenen Umständen wohl doch lieber die Füße still halten und auch die Börse fest, und nichts auf die Partie riskieren. Am Gefühl ändert es aber nichts — zumal man ja beständig immer gegen diese unsäglichen Trainerentlassungen antreten möchte –, und das sagt einem, dass GC die Partie für sich entscheidet. 0/10 auf GC, das bewährt sich immer.
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